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Hodenkrebs

Hodenkrebs

Der Hodenkrebs ist ein – auf alle Männer bezogen – seltener bösartiger Tumor. Von 100.000 Männern sind etwa 3 bis 6 pro Jahr betroffen. Er macht nur ca. 1-2 Prozent aller Krebserkrankungen beim Mann aus, ist jedoch beim jungen Mann die relativ gesehen häufigste solide Tumorerkrankung: Drei Viertel der Patienten sind zwischen 20 und 40 Jahre alt.

Die Ursachen, die zum Hodenkrebs führen, sind noch ungeklärt. Als gesicherte Risikofaktoren gelten genetische Veranlagung und der nicht rechtzeitig behandelte Hodenhochstand.

Hodentumoren sind zu etwa 95 Prozent bösartig (maligne). Ungefähr 90-97 Prozent aller bösartigen Hodentumoren entstehen aus den Keimzellen des Hodens. Dies sind Zellen, die für die Produktion der Spermien zuständig sind. Man nennt Hodentumoren daher auch "Keimzelltumoren".

Da im Hoden verschiedene Zelltypen vorkommen, unterteilt man den Hodenkrebs je nach seinem Ursprung in zwei Hauptgruppen: in Seminome und Nicht-Seminome.

Nicht-Seminome werden weiterhin unterteilt in Embryonalkarzinome, Teratokarzinome, Chorionkarzinome und weitere Arten. Es können auch Mischtumoren auftreten, die dann allerdings wie Nicht-Seminome therapiert werden. Zudem gibt es seltenere Tumoren, die vom Stützgewebe des Hodens ausgehen, sowie Lymphome des Hodens und Tochtergeschwülste (Metastasen) anderer Tumoren.

Seminome sind häufiger zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr, während Nicht-Seminome bevorzugt zehn Jahre früher auftreten. Es gibt ethnische Unterschiede in der Erkrankungshäufigkeit. Afroamerikanische Männer erkranken seltener als Europäer. In den letzten 30 Jahren hat sich die Häufigkeit von Hodenkrebs verdoppelt. Dabei spielt auch die verbesserte und frühere Diagnose eine wichtige Rolle.

Die schmerzlose, harte, überwiegend einseitige Schwellung des Hodens ist das Hauptsymptom bei Hodenkrebs. Sie wird vom Patienten selbst oder oft von der Partnerin bzw. dem Partner getastet.

Erst in fortgeschrittenen Tumor-Stadien treten Abgeschlagenheit, Schwäche, Luftnot und tastbare Metastasen auf.

Für die Behandlung des Hodenkrebses stehen die Operation, die Chemotherapie und die Strahlentherapie zur Verfügung. Die Wahl des Therapieverfahrens hängt in erster Linie von der Tumorart sowie dem Tumorstadium ab.

Als bösartiger Tumor hat der Hodenkrebs die Eigenschaft, im fortgeschrittenen Stadium über den Lymph- oder Blutweg in andere Organe zu streuen.

Erste Metastasen finden sich überwiegend (90%) in den Lymphknoten des hinteren Bauchraumes oder in der Lunge. Metastasen in anderen Organe (Leber, Gehirn, Knochen) sind dagegen sehr selten.

Um die genaue Tumorsituation beurteilen zu können, wird deshalb bei jedem Patienten eine Computertomographie (CT) von Bauch und Lunge durchgeführt.

Die Prognose der Erkrankung ist, gemessen an anderen Tumorerkrankungen, exzellent. Unabhängig von einer eventuell schon stattgehabten Metastasierung sind die Heilungschancen aller Hodentumore mit ca. 95 Prozent außergewöhlich hoch.

Vorbeugende Maßnahmen sind bisher nicht bekannt. Jedem Mann zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr ist zur Tumorfrüherkennung jedoch zu empfehlen, die Hoden regelmäßig selbst zu untersuchen.

Hodentumore können je nach Art des Tumors verschiedene Tumormarker bilden, die sich im Blut nachweisen lassen. Hierzu zählen das so genannte ß-HCG, das AFP und die LDH. Je nach Höhe dieser Tumormarker und nach Befall anderer Organe kann jeder Patient einer Prognosegruppe zugeordnet werden, die über die weitere Therapie und die Heilungschancen entscheidet.

Behandlung des Hodenkrebses

Jeder zweite Hodentumorpatient zeigt schon vor einer Therapie krankhafte Veränderungen im Sperma. Durch die häufig nötige Folgebehandlung von Metastasen wird die Spermienqualität zumindest vorübergehend noch weiter verschlechtert.

Aus diesem Grund ist vor Beginn einer Behandlung des Hodenkrebses bei Patienten mit noch bestehendem Kinderwunsch die Entnahme und Konservierung von Sperma zu besprechen und gemeinsam vorzubereiten. Hierzu wird Sperma gewonnen und tiefgefroren gelagert. Die Konservierung ist über viele Jahre möglich. Das Sperma kann dann später zur künstlichen Befruchtung bei Kinderwunsch verwendet werden.

Ursache für eine schlechte Spermienqualität können folgende Therapien sein:

  • die Operation mit Entfernung der Krebsgeschwulst des Hodens
  • die Strahlentherapie unter Verwendung von Röntgenstrahlen oder anderen hoch-energetischen Strahlen, um die Krebszellen abzutöten
  • die Chemotherapie unter Verwendung von Medikamenten zur Abtötung der Krebszellen

Diese operative Maßnahme ist der erste Schritt in der Behandlung der meisten Stadien des Hodenkrebs. Die Hodenentfernung erfolgt über einen Leistenschnitt.

Bevor der Hoden jedoch abgesetzt wird, findet während der Operation die feingewebliche Untersuchung einer kleinen Hodenprobe statt. Nur wenn sich hier tatsächlich ein Tumor zeigt, wird der Hoden auch entfernt.

Während des Eingriffs kann auf Wunsch eine Hodenprothese eingesetzt werden: diese Prothese unterscheidet sich äußerlich nicht vom ursprünglichen Hoden.

Außerdem erfolgt üblicherweise während des gleichen Eingriffs eine Gewebeprobe aus dem anderen Hoden, um dort eventuell vorhandene Tumorvorstufen rechtzeitig erkennen und behandeln zu können.

Im Falle einer möglichen Metastasierung sind je nach Tumorart und Ausbreitung des Krebses folgende Therapieformen angezeigt:

Bei der Strahlentherapie werden hochenergetische Strahlen verwendet, um Krebszellen in Lymphknoten des hinteren Bauchraumes abzutöten und den Tumor somit zu behandeln. Die Strahlenbehandlung erfolgt mit einem Bestrahlungsgerät, das von außen auf den Körper einwirkt. Sie wird im Stadium I des Seminomes bei Risikofaktoren für eine Tumorzellstreuung eingesetzt.

Die Chemotherapie benutzt Medikamente, die ihre schädigende Wirkung gezielt auf schnell wachsende Krebszellen ausüben und sie auf diese Weise abtöten. Die Therapie wird durch Gabe des Wirkstoffes ins Blut dem Körper zugeführt. Mit dem Blutstrom gelangt der Wirkstoff in alle Regionen des Körpers und erreicht somit alle die Krebszellen, die sich außerhalb der Hoden befinden (Metastasen, Absiedlungen).

Es handelt sich hierbei um eine sehr effektive Therapieform, die in der Regel alle Tumorzellen sicher abtötet und somit ein Überleben in Heilung gewährleistet. Allerdings entfaltet die Chemotherapie ihre Wirkung auch auf gesunde Zellen mit hoher Teilungsfähigkeit. Daraus resultieren Nebenwirkungen wie Blutbildveränderungen, Übelkeit, Schädigung von Nieren, Nerven, des Gehörs und der Spermienproduktion (s.o.), die aufgrund effektiver Begleittherapie nur vorrübergehend oder in der milder Form auftreten.