Presse, Neuigkeiten

Pressegespräch Corona-Pandemie

Lageeinschätzung am 19. März

Interviewpartner

  • Prof. Dr. med. Michael Geißler, Geschäftsführer
  • Prof. Dr. med. Martin Bentz, Klinikdirektor Medizinische Klinik III
  • Elvira Schneider, Pflegedirektorin

 

Themenschwerpunkte

  • Einschätzung zur Lage bundesweit
  • Einschätzung zur Lage in der Region und im Klinikum Karlsruhe
  • Aktuelle Situation im Klinikum Karlsruhe

 

Einschätzung zur Lage bundesweit
Die Zahl der Neuinfektionen steigt bundesweit weiter an. Der 7-Tage-R-Wert liegt über 1. In den letzten Tagen hat sich der Anstieg der Fallzahlen beschleunigt. Das Risiko einer weiteren starken Zunahme der Fallzahlen ist nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts deutlich erhöht. Aktuell kann oft kein konkretes Infektionsumfeld ermittelt werden. Die Fallzahlen wie auch der 7-Tage-R-Wert deuten nach wie vor auf eine anhaltende Zirkulation in der Bevölkerung hin. COVID-19-bedingte Ausbrüche betreffen momentan insbesondere private Haushalte, zunehmend auch Kitas, Schulen und das berufliche Umfeld.

Die britische Variante VOC B.1.1.7 ist zwischenzeitlich die dominierende SARS-CoV-2-Variante in Deutschland. Das RKI beziffert die Detektionsrate von VOC B.1.1.7 mit Stand vom 17. März auf 72,2 Prozent.

Am 19. März wurden dem RKI insgesamt 17.482 Fälle gemeldet. Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz stieg auf 95,6. Die Zahl der gemeldeten Todesfälle in Zusammenhang mit einer COVID 19-Erkrankung lag bei 226. Vor einer Woche am 12. März lag die tägliche Zahl an Neuinfektionen noch bei 12.834 und die 7-Tage-Inzidenz bei 72,4.

Einschätzung der Lage in der Region und im Klinikum Karlsruhe
7-Tage-Inzidenz Karlsruhe Stadt 114,4 und Landkreis Karlsruhe 102,7 (Stand 19.03.2021)
Corona-Portal Karlsruhe

Das Infektionsgeschehen im Stadt- und Landkreis Karlsruhe nimmt weiter zu. Inzwischen ist bei mehr als 70 Prozent der positiven Befunde eine Virusmutation nachweisbar.

Städtisches befindet sich seit 18. März in der Pandemiestufe 3
Im Klinikum Karlsruhe steigt die Auslastung auf den COVID-Allgemeinstationen weiter an. Im COVID-Intensivbereich bewegen sich die Patientenzahlen seit letzter Woche zwischen 5 und 7 Patienten. Aufgrund der erhöhten stationären Aufnahmen prognostizieren wir eine steigende Belastung auf den Intensivstationen in den nächsten Wochen. Angesichts der Lageentwicklung wurde im Klinikum Karlsruhe Pandemiestufe 3 ausgerufen.

Auch spiegelt sich im Klinikum der bundesweit beobachtete Trend wider, dass die stationär behandelten Corona-Patienten jünger werden. Lag der Anteil der über 70-Jährigen zu Jahresbeginn noch bei 56 Prozent, liegt er aktuell bei 42 Prozent. Im Gegensatz hierzu zeichnet sich bei den unter 70-Järhigen ein Anstieg von 44 Prozent auf 58 Prozent ab.

Aktuell wird im Klinikum in mehr als 80 Prozent der typisierbaren Nachweise von Patienten die britische Variante festgestellt.

Tagesaktuelle Situation im Klinikum Karlsruhe
Fallzahlen Klinikum Karlsruhe

Aktuelle Personalsituation
Derzeit sind 12 Mitarbeitende im Klinikum Karlsruhe positiv auf SARS-CoV-2 getestet und unterliegen einem durch das Gesundheitsamt erteilten Beschäftigungsverbot.

Im Bereich des Pflege- und Funktionsdienstes fallen aktuell insgesamt 180 Mitarbeitende durch Krankheit, Quarantäne oder Beschäftigungsverbot aus. Davon befinden sich 61 Mitarbeitende in Quarantäne oder im Beschäftigungsverbot.

Stichwort Flucht aus dem Pflegeberuf
Die Corona-Pandemie hat die bereits seit Jahren angespannte Situation in den Pflegeberufen weiter verschärft.

Das Klinikum hat die Problematik seit Beginn der Pandemie erkannt und Maßnahmen ergriffen, die Belastung in den Teams auszugleichen. Um Entlastungs- und Puffermöglichkeiten zu schaffen, wurden im zurückliegenden Jahr die Pflegeteams in den COVID-Bereichen durch Teams anderer Stationen und Bereiche verstärkt. Versetzungen in andere Bereiche wurden ausschließlich basierend auf Freiwilligkeit und im gegenseitigen Einvernehmen vereinbart. Bei der Dienstplangestaltung wird im Interesse der Mitarbeitenden Wert auf eine möglichst hohe Flexibilität gelegt. Darüber hinaus haben die Verantwortlichen des Klinikums alle Vorkehrungen getroffen, die Mitarbeitenden von Anfang an mit adäquater Schutzausrüstung zu versorgen, regelmäßige Testungen anzubieten und durchzuführen sowie zeitnahe Angebote zur Impfung zu schaffen.

Aktuell ist im Klinikum noch kein auffälliger Rückgang der Beschäftigtenzahlen im Bereich des Pflege- und Funktionsdienstes, wie jüngst in den Medien beschrieben, festzustellen.

Die neue Pflegedirektorin, Elvira Schneider, hält eine Veränderung der grundsätzlichen Rahmenbedingungen für erforderlich, um den Beruf wieder attraktiver zu machen und gegenüber anderen Berufsgruppen konkurrenzfähig zu sein. Corona-Prämien oder das Feiern einzelner Beschäftigtengruppen als Helden stellen aus ihrer Sicht hierfür keine wirksamen Mittel dar.

Autor: Petra Geiger