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Der Blick für das erkrankte Auge

In der Augenklinik treffen hochstandardisierte Verfahren auf neue, schonende Techniken

Das Auge ist trotz seiner geringen Größe wohl das wichtigste Sinnesorgan des Menschen. Es liefert uns Informationen über unsere Umwelt, erlaubt uns, Entfernungen einzuschätzen, lässt uns Bewegungen erkennen und versetzt uns in die Lage, Gesehenes als Gemälde oder Fotografie zu reproduzieren. Der Verlust oder die Verschlechterung der Sehkraft ist daher eine große Einschränkung für Menschen, die zuvor gesunde Augen hatten.

Dabei ist Blindheit in vielen Fällen vermeidbar oder heilbar. Laut Weltgesundheitsorganisation gibt es weltweit 217 Millionen sehbehinderte und 36 Millionen blinde Menschen. Für Deutschland kommt das Statistische Bundesamt für das Jahr 2019 auf knapp 78.000 blinde Menschen, gut 51.000 hochgradig sehbehinderte und gut 453.000 sehbehinderte Menschen. Experten gehen aber von höheren Zahlen aus.

Augenärztliche Früherkennung kann Sehbehinderungen maßgeblich vermeiden helfen. Doch auch fortgeschrittene Augenkrankheiten oder Fehlsichtigkeiten lassen sich heute in vielen Fällen durch moderne Diagnose- und Therapieverfahren beheben oder zumindest lindern – und das auf schonende Art und Weise.

Die Augenklinik im Städtischen Klinikum Karlsruhe behandelt neben dem täglichen Ambulanzbetrieb jedes Jahr mehr als 4.000 Patienten operativ. Am häufigsten sind Netzhauterkrankungen, Grauer und Grüner Star, Hornhauterkrankungen sowie Sehnervenerkrankungen. Neben hochstandardisierten Routineeingriffen – etwa zur Behandlung des Grauen Stars – setzt das Team um Klinikdirektor Prof. Dr. Albert Augustin auf Spezialverfahren in Diagnostik und Therapie. Dazu gehört die so genannte multimodale Bildgebung, also die gleichzeitige Darstellung von Augengeweben mittels mehrerer bildgebender Verfahren. Hierfür stehen in der Augenklinik insbesondere auch Swept Source OCTs zur Verfügung, mit deren Hilfe die hochauflösende Darstellung sämtlicher Augengewebe mit hoher Geschwindigkeit und Auflösung möglich ist. Der Arzt erkennt so neben sämtlichen Netzhautschichten die Achsenlänge, die Linsendicke, die zentrale Hornhautdicke sowie andere Veränderungen der Hornhaut.

„Insbesondere bei der Therapie der altersbedingten trockenen oder feuchten Makuladegeneration (AMD) verfügen wir über viel Erfahrung“, ergänzt Augustin. „Bei dieser chronischen Erkrankung, die meist ab dem 55. Lebensjahr auftritt, sterben Sehzellen in der Netzhautmitte, der Makula, ab, die für scharfes und farbiges Sehen zuständig sind.“ Bestimmte Formen der feuchten AMD lassen sich durch eine Kombination aus Laserbehandlung und Medikamenten inzwischen bremsen. Um die Therapie stetig zu verbessern, nimmt das Klinikum darüber hinaus aktiv an zahlreichen klinischen Studien teil.

Mini-Teleskop im Auge

Für die trockene AMD kommt die Implantation eines winzigen Teleskops anstelle der eigenen Linse infrage. „Dieses Verfahren bieten wir in Karlsruhe seit Neuestem an“, betont Augustin. „Das Teleskop, das ungefähr 4 Millimeter dick ist, projiziert anstelle der Linse das zentrale Gesichtsfeld des Patienten mit einer gewissen Vergrößerung auf die Netzhaut.“ Eine weitere Innovation hilft Menschen, deren Hornhaut durch Narben, Verformung oder Wassereinlagerung undurchsichtig geworden ist: „Die Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty (DMEK) ist eine neu entwickelte, schonende Operationsmethode im Bereich der Hornhauttransplantation“, erklärt Klinikdirektor Augustin. „Das Besondere am DMEK-Verfahren ist, dass bis zu 99 Prozent der Hornhaut unangetastet bleiben, was die Sehschärfe merklich verbessert, das Abstoßungsrisiko der Transplantate minimiert und die Erholungszeit deutlich verkürzt.“

Die Kombination hochstandardisierter diagnostischer und therapeutischer Verfahren mit neuen, schonenden Techniken sieht Augustin als Stärke der Karlsruher Augenklinik. „Hier haben wir in der Region ein Alleinstellungsmerkmal.“

Zur Augenklinik

Das Bild zeigt ein Portrait von Oliver Stilz
Autor: Oliver Stilz