Diese Zeilen schreibt kein Mediziner, sondern ein Laie mit verlässlichen Quellen. Vor allem: ein Mann mit gutartiger Prostatavergrößerung, ein Betroffener, der Andere informieren und ermutigen will. Auch vorwarnen. Denn hier soll auch die Rede sein davon, wie unzureichend immer noch in manch deutscher Urologen-Praxis beraten wird. Dann, wenn Medikamente nicht mehr gegen zu viel Restharn helfen. Dann, wenn dazu geraten wird, sich einem Eingriff zu unterziehen.
Von allen aufgesuchten Urologen wurde dafür ausschließlich die Transurethrale Resektion der Prostata empfohlen, die TURP. Schließlich, so wird es ständig wiederholt, sei das ja der „Goldstandard“ bei diesem Prostata-Problem. Mit jahrzehntelanger Erfahrung. Wirklich nachhaltig. Denn was weg ist, ist weg.
Und, ok, die TURP sei schon mit einigen OP-Risiken behaftet. Denn schließlich werde hier ja Gewebe entfernt. Und, ja, auch mit unerwünschten OP-Folgen müssten Betroffene rechnen. „Ihre Familienplanung sollte vor solch einem Eingriff abgeschlossen sein“, erklären Urologen gerne. Denn eine erwartbare Nebenwirkung hat es in sich, sprich: „Retrograde Ejakulation“. Was bedeutet: Beim Orgasmus kommt dann vorne nix mehr raus. Vielmehr wird das Ejakulat zeitverzögert mit dem Harn ausgeschieden. Eine Folge der durch die Ausschabung in Mitleidenschaft gezogenen Prostata-Anatomie.
So zögern restharngeplagte Männer oft mit dem notwendigen Eingriff. Hören auch davon, dass länger anhaltende Inkontinenz zu den möglichen Risiken einer TURP zählt – in einigen Fällen nicht reversibel, als Konsequenz der verletzten Schließmuskel-Muskulatur. Und natürlich denken vor allem Jüngere über ihre bedrohte „sexuelle Funktionsfähigkeit“ nach.
Alternative PAE
Dass es mit der Prostata-Arterien-Embolisation (PAE) seit Jahren eine deutlich schonendere – von den Kassen bezahlte – Alternative zur Standard-TURP gibt, das wurde in meinen urologischen Praxen entweder gar nicht erwähnt. Oder eher beiläufig und erstaunlich pauschal als nicht empfehlenswert abgetan. Schlimmer noch, was andere Betroffene berichten: Urologen hätten ihnen die – auch für die PAE – erforderliche „Verordnung von Krankenhausbehandlung“ schlicht verweigert.
Völlig zu Unrecht. Denn längst hat sich die PAE unter Fachleuten und für Betroffene bewährt – als ernsthafte TURP-Alternative.
Vereinfacht gesagt: Bei der TURP verschaffen sich Urologen über die Harnröhre Zugang zur Prostata, entfernen dort überschüssiges Gewebe. Bei der PAE führen Radiologen – meist über die Leistenschlagader – einen hauchdünnen Katheder bis in jene Arterien vor, welche beidseitig die Prostata mit Blut versorgen. Dann werden dort, wo sie sich sehr stark verzweigen, winzige Kunststoff-Kügelchen freigesetzt. Der Blutstrom befördert diese Partikel dann weiter in die Tiefe der Prostata. Dort verschließen sie das feine Arteriengeflecht, unterbinden so die weitere Blutzufuhr. Folge: In der zentralen Zone schrumpft Prostatagewebe. Verknotungen sterben ab. Damit lässt der Druck auf die dort durchführende Harnröhre nach, es „läuft“ wieder viel besser. Das Restharn-Problem ist unter Kontrolle.
Für den Eingriff wird nur der Katheter-Zugang an der Leiste lokal betäubt. Nach einer Nacht im Krankenhaus – manchmal noch am selben Tag – werden Patienten wieder entlassen. Verbesserungen werden bereits nach einigen Wochen, manchmal schon nach Tagen spürbar. Spätestens nach drei Monaten stellen Mediziner bei 80 bis 90 Prozent der Behandelten eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität fest.
Etablierte Methode
Dabei gilt: Die hier bei der Prostata genutzte Methode der „Embolisation“ ist seit Langem in unterschiedlichen Medizin-Bereichen eine etablierte Vorgehensweise. Definiert wird sie als therapeutischer Verschluss von arteriellen oder venösen Blutgefäßen. Sie findet Anwendung etwa auch, um Krebstumore oder Gelenkschmerzen zu bekämpfen.
Die PAE ist deutlich wenig belastend für den Patienten. Auch seine Ejakulation funktioniert hinterher noch. Und nein: Die PAE ist eben keine Behandlung, die im Gegensatz zur TURP steht. Sie bietet vielmehr eine sehr erfolgreiche Zwischenlösung, einen Dritten Weg. Dann, wenn die medikamentöse Behandlung der Prostata nicht mehr ausreicht. Aber Betroffene sich aus guten Gründen noch nicht zur „Radikal-Therapie TURP“ entschließen wollen. Angesprochen darauf entgegnete der namhafte Leiter einer urologischen Klinik-Abteilung: „Was ist Ihnen wichtiger: Wieder gut zu pinkeln oder noch ejakulieren zu können?“ Eine konfrontative Gegenüberstellung, die niemandem hilft und die realen Gegebenheiten kaum ausreichend berücksichtigt.
Zahlreiche Präsentationen renommierter deutscher Kliniken, profunde wissenschaftliche Studien und ungezählte Erfahrungsberichte Betroffener dokumentieren: Die PAE hilft mit sehr großer Wahrscheinlichkeit und das durch einen minimal-invasiven, unproblematischem Eingriff. Im Gegensatz zur TURP-Behandlung bleiben Struktur und Funktionen der Prostata völlig erhalten. Nur ihr Gesamtvolumen nimmt ab. Die Wirksamkeit wurde durch Studien für mindestens sechs Jahre belegt. Dann kann nachwachsendes Prostata-Gewebe eine erneute PAE notwendig machen. Oder eine TURP. Denn kein Weg ist versperrt.
Zur Erinnerung: Die Wirkung einer TURP-Behandlung zeigt sich sehr schnell und hält länger an, sprich: Wenn es zu „Rezidiven“ kommt – dem Wiederauftreten der Prostata-Probleme – dann bei der TURP später als nach einer PAE. Doch welchen Preis zahlen Betroffene für den scheinbaren TURP-Vorteil?
Von Kollegen empfohlen
Zur Behandlung meiner Gutartigen Prostata-Vergrößerung führte mich mein Weg nach Karlsruhe, ins Städtische Klinikum, ins Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie. Denn dort gehört zum Team auch Oberarzt Dr. Fuad Barakat. Der wird von anderen Kollegen empfohlen. Ihn loben Patienten wegen seiner Freundlichkeit, seiner Einfühlsamkeit. Dass er sich Zeit nimmt für Gespräche, für die Aufklärung. Und natürlich: Dass er einfach ein höchst erfahrener Behandler ist. Ein PAE-Profi sozusagen. Wohl auch einer der routiniertesten auf deutschem Boden. Und das ist sehr gut so. Denn die PAE, das Vorschieben eines Katheders durchs winzige Arterien-Geflecht, das gilt als technisch anspruchsvoller Eingriff. Knifflig vor allem dann, wenn Arterien „ungünstig“ verlaufen, etwa stark verwinkelt sind. Da braucht es Können und viel Erfahrung. Dr. Barakat kann beides vorweisen.
Der gebürtige Syrer kam vor 25 Jahren als Arzt nach Deutschland, promovierte an der Berliner Humboldt-Universität. Er assistierte als Facharzt für Radiologe an der Berliner Charité dem renommierten Professor Thomas Kröncke. Etwa bei der schonenden Behandlung von Gebärmuttermyomen: Embolisation statt operativer Entfernung. „Diese Erfahrungen und meine 20-monatige Mitarbeit auf einer urologischen Station helfen mir bei meiner heutigen Arbeit sehr“, so berichtet er.
Seine heutige Arbeit als interventioneller Radiologe, als Oberarzt im Klinikum Karlsruhe: Er ist der Mann für die PAE. Seit 2017 führte er Hunderte dieser Eingriffe durch, um die Folgen einer Gutartigen Prostatavergrößerung entschieden zu mindern. Nach Rücksprache mit den Patienten über einen Zugang von der Leiste oder auch vom Handgelenk aus.
Schon davor – und bis heute - setzt er im radiologischen Institut die Embolisation als Verfahren aber immer wieder auch in anderen Bereichen ein. Etwa bei inoperablen Lebertumoren, solchen, die vielleicht auch unter Chemotherapie weiterwachsen. Bei Uterusmyomen. Bei Hoden- und Eierstockvarizen – also erweiterten Venen, die den Blutfluss Richtung Herzen stören.
Warteliste für PAE
Ihn erreichen mittlerweile Patientenanfragen für die PAE aus einer ganzen Reihe von Bundesländern. Es wächst die Zahl urologischer Praxen, die ihre Patienten an ihn überweisen. Für seine Behandlung gibt es eine Warteliste. Die hierfür erforderlichen Absprachen mit dem radiologischen Klinikinstitut funktionieren gut und sind für Betroffene ermutigend. Die Patientenbetreuung ist direkt, es gibt viel Information, es gibt Vorgespräche – natürlich auch mit Dr. Barakat. Und dem ist wichtig auch zu betonen: „Ohne mein gut strukturiertes Umfeld, ohne die Rückendeckung durch unseren Institutsdirektor Prof. Peter Reimer wäre mein Wirken hier so nicht möglich.“
Wer den PAE-Spezialisten Dr. Barakat persönlich im Gespräch kennenlernt, erlebt einen umgänglichen Profi, einen nahbaren Arzt, der Zeit findet, auch kompliziert klingende Dinge gut zu erklären. Wer ihn schließlich als behandelten Arzt im OP-Saal erlebt, dann, wenn Dr. Barakat seinen Katheter behutsam durchs Arterien-Labyrinth bewegt, nun, der empfindet unweigerlich auch viel Respekt.
Ich liege möglichst still, steril abgedeckt. Mein Blick haftet auf einem riesigen Bildschirm. Zu sehen sind meine Prostataarterien. Sieht aus wie das abenteuerliche Tunnelsystem einer intergalaktischen Zivilisation. Der Atem stockt dem Laien bei solch einem Arteriengewirr. Und da will, da kann Dr. Barakat sich wirklich durcharbeiten?
Ich sehe, wie mein Arzt den Führungsdraht für den folgenden Katheter langsam voranschiebt. Immer wieder geht’s nicht weiter, muss er den vom Leistenzugang aus gesteuerten Draht zurückziehen, es erneut probieren, Umwege akzeptieren. Wieder und wieder. Meine Arterien sind leider recht verwinkelt. „Schwierige Gefäßsituation“ nennen das Experten. Dem Laien erscheint das bisweilen unüberwindbar, aussichtslos.
Doch Oberarzt Dr. Barakat zeigt sich von dem technisch komplexen Eingriff kaum beeindruckt. Seine jahrelange Erfahrung: jetzt unbezahlbar. Mit erstaunlicher Gelassenheit, doch hoch konzentriert, bahnt er sich geduldig seinen Weg zum Ziel, gibt die Plastikkügelchen kontrolliert frei. Dann führt er Kontrastmittel zu, um zu überprüfen, ob genau dort noch Blut strömt. Das sollte nicht sein. Auf dem Bildschirm bleiben die Arterien farblos. Nichts fließt da mehr. „Wunderbar“, murmele ich.
Dr. Barakat hat es mal wieder geschafft.
Autor: Wolfgang Gessler